Thomas Becket-Verehrung in Heiligenberg

Der Konvent auf dem Heiligenberg verwahrte Reliquien des heiligen Thomas Becket. Dieser war Erzbischofs von Canterbury und wurde 1170 von Rittern König Heinrichs II. von England erschlagen. Seine Heiligsprechung 1173 initiierte europaweite eine Verehrung, die auch im Herzogtum Sachsen eingeführt wurde. Sein damaliger Herzog, Heinrich der Löwe, war mit Mathilde von England – eigentlich Matilda Plantagenêt – verheiratet, einer Tochter Heinrichs II. von England. Sie dürfte maßgeblich die Verehrung des Thomas Becket gefördert haben.

Ob ihr Sohn Kaiser Otto IV oder dessen Bruder und Erbe Heinrich die Reliquien von ihrem Onkel dem englischen König Johann Ohneland für die Stiftung ihrer Wernigeröder Vasallen bekam, ist nicht bekannt. Kaiser Otto IV verstarb am 19. Mai 1218. Eine deutlich später aufkommende Gründungslegende sieht die Bremer Erzbischöfe als ihre Vermittler an, was von Prof. B. U. Hucker aufgrund der damaligen politischen Situation stark bezweifelt wird.

Reliquien wurden in verschiedenen Gefäßen und Installationen aufbewahrt, so auch in kunstvoll gearbeiteten Kästchen. Ein Reliquienkästchen wird in der Katholischen Pfarrgemeinde Clarholz in Westfalen nahe Gütersloh aufbewahrt. Es enthält keine Reliquien, doch zeigt es das Martyrium Thomas Beckets. Der Überlieferung nach wurde er vor dem Altar der Kathedrale von Canterbury kniend erschlagen.

— Autor: Bernd Ulrich Hucker, Simone Arnhold

Kästchen aus Limoges-Emaille mit Darstellungen des Hl. Thomas Becket. Im Besitz der Kirchengemeinde St. Laurentius, Clarholz/Westf.
Kästchen aus Limoges-Emaille mit Darstellungendes Hl. Thomas Becket. Im Besitz der Kirchengemeinde St. Laurentius, Clarholz/Westf.