Die Gründerfamilie

Im sog. Gervasiusbrief wird auf die Gründung eines Chorherrenstifts in Heiligenberg eingegangen, welche mit den Grafen von Wernigerode in Verbindung steht. Auch ohne den Brief kann Zweifeln an diesen Gründern mit belegtem Wernigeröder Besitz im Umkreis von Heiligenberg noch über den Gründungszeitraum hinaus begegnet werden, und zwar auf der Geest bei Asendorf und in der Wesermarsch bei Eitzendorf.

Wer konkret waren die Gründerpersönlichkeiten aus der Harzer Dynastenfamilie? Graf Adalbert III. von Wernigerode (1190–1214) hatte sechs Söhne: Konrad I., der Älteste, Gebhard I., Bertold, Burchard und Albrecht; der Name eines sechsten Sohnes taucht in Schriftzeugnissen nicht auf. Thalmann konstatierte, es könne sich bei dem federführenden Grafen sowohl um Konrad (Conradus) als auch um Gebhard gehandelt haben. Für die Stiftsgründung bedurfte es jedoch der Zustimmung aller Brüder, da sie als Erben ihres Vaters gleichgestellt waren.

Der Gründer persönlich

Der glückliche Neufund der mittelalterlichen Reimchronik des Klosters Marienberg nahe Helmstedt nennt Graeff Coerdt von Wernigerode und damit Graf Konrad I., der Marienklöster „reich gemacht“ hat. Ein anderes Marienkloster als Heiligenberg kommt nicht in Frage. Dies gibt nunmehr den Ausschlag für den älteren der beiden in Frage kommenden Brüder.

Die Stiftsgründung steht in Zusammenhang mit dem Machtzerfall Kaiser Ottos IV., dessen Anhänger die sechs Brüder waren. Um ihren Besitz vor dem Zugriff Otto’s staufischen Gegnern zu schützen, begab sich Konrad I. als der Älteste „aus der Schusslinie“, indem er sich 1217 oder 1218 dem Fünften Kreuzzug anschloss; und Bruder Bertold bemühte sich um die geistliche Zustimmung des zuständigen Erzbischofs, Gerhard I. von Bremen zur Stiftsgründung.

— Autor: Bernd Ulrich Hucker

Das rekonstruierte Wappen der Grafen von Wernigerode für die Zeit der Stiftsgründung.
Das rekonstruierte Wappen der Grafen von Wernigerode für die Zeit der Stiftsgründung.