Grabung 2011

Nördlich des Haupthauses fanden 2011 im Zuge eines Bauvorhabens zunächst Sondagen mittels Gräben statt. Dabei zeichneten sich fast flächig Siedlungsbefunde in Gestalt von Pfostenlöchern und Gruben ab, so dass das gesamte Areal von insgesamt etwa 980 m² archäologisch untersucht wurde.

Bei den 96 dokumentierten Befunden handelt es sich in v. a. um Pfostengruben des hohen und späten Mittelalters. Mit Durchmessern von über 1 m und einer Tiefe bis zu 0,92 m waren sie außergewöhnlich breit und tief und bildeten eine rechteckige Struktur von etwa 13 × 15 m bzw. 18,5 m, die den Rest eines großen Gebäudes darstellt. In seiner Flucht gelegene Findlinge und Pfostengruben lassen sogar eine Länge von 36,5 m vermuten, sofern alle Befunde zeitgleich sind.

Das Fundmaterial dieser Gruben umfasst Ziegelbruch und Keramik aus dem hohen und späten Mittelalter sowie der frühen Neuzeit. Demnach ist anzunehmen, dass das Gebäude in der Zeit des Prämonstratenserstifts errichtet oder zumindest noch weiter genutzt wurde. 

Die Keramikfragmente und die Ziegelbrocken könnten auch nach Aufgabe des Gebäudes in die Verfüllung der Pfostenlöcher geraten sein. Dennoch ist anzunehmen, dass der Großteil der Gruben in der beginnenden Neuzeit, als das Stift aufgehoben und Gebäudeteile abgetragen wurden, wieder verfüllt worden ist.

Die errechneten Ausmaße des Pfostenbaus von etwa 36,5 × 15 (18,5) m sowie die Größe und Tiefe der Pfostengruben deuten auf ein Gebäude mit einem stattlichen Dach, vielleicht eine große Scheune oder Wohnhaus, eine Lager- oder eine Versammlungshalle. Die in den Gruben enthaltenen Funde datieren durchgängig in die Zeit des Stifts, so dass ein Gebäude im Rahmen des klosterähnlichen Betriebes zu vermuten ist; was auch eine hölzerne Kirche nicht ausschließt. Es fanden sich in den Befunden mehrere Stücke verziegelten Lehms mit Rutenabdrücken, die zusammen mit Holzkohlereste auf eine Brandzerstörung des Gebäudes deuten.

— Autor: Friedrich-Wilhelm Wulf

Blick auf die Ausgrabungsfläche im November 2011 aus der Nähe.
Heiligenberg. Blick auf die Ausgrabungsfläche im November 2011 aus der Nähe. (Foto: Aufnahme mit einer Kleindrohne Peter Mora/Fa. denkmal3D, Vechta)
Plan der Ausgrabungsfläche Ende November 2011 nach Abschluss der Grabungen mit Eintrag der archäologischen Befunde.
Heiligenberg. Plan der Ausgrabungsfläche Ende November 2011 nach Abschluss der Grabungen mit Eintrag der archäologischen Befunde. (Grafik: denkmal3D, Vechta)

Funde