Die Mauerecke

Nicht in die spätmittelalterlichen Schichten einfügen lässt sich die Mauerecke. Sie ist zwar teilweise in die jüngere Schuttschicht eingebettet, allerdings gibt ihre während der Ausgrabungen 2019 freigelegte Basis einen deutlichen Anhaltspunkt für eine andere Datierung. Das Mauerwerk ließ sich in den unteren zwei bis drei Backsteinlagen als doppelschalig erkennen, wohingegen das Aufgehende als einschalig anzusprechen ist. Der Mauerfuß schloss sich ohne Bruch an das verstürzte Mauerwerk an, was dafür spricht, dass das Bauwerk ohne Fundament direkt auf die Geländeoberfläche gebaut wurde.

Die genauere Betrachtung der Backsteine des Mauerwerks zeigt zudem einige Auffälligkeiten: Einzelne Steine besitzen eine glasartige, grünliche Oberfläche und andere weisen eine intensive dunkelrote Färbung auf; beides sind Anzeichen für einen Überfeuerung bei sehr hohen Temperaturen. Die Backsteine im Klosterformat zeigen außerdem nicht nur in den Fugen Mörtel sondern auch an der Außen- oder Innenseiten. Der Mörtel wurde demzufolge nicht wie ein Putz flächig verteilt, sondern klebt an einzelnen Backsteinen, ohne, dass benachbarte Stellen berücksichtigt wurden. Dieser Befund spricht für die sekundäre Verwendung von Backsteinen, die einen größeren Brand überstanden haben, ohne zu zerbersten.

Die Mauerecke lässt sich damit einem Zeitabschnitt während oder nach dem Niedergang der monastischen Institution auf dem Heiligenberg zuordnen. Da die verbauten Backsteine teils erhebliche Brandeinwirkung und eindeutig eine sekundäre Verwendung belegen, müssen sie der jüngeren Schuttschicht entstammen. Das mit ihnen errichtete kleine Bauwerk könnte somit in die Zeit ab 1499 oder aber wenige Jahrzehnte nach der Auflösung des Prämonstratenser-Stifts datieren. Klärung können hier lediglich weitere Grabungsbefunde an Gebäudereste der Mons Sancte Marie erbringen.

Sollte die Errichtung nach der Auflösung des Stifts erfolgt sein, spräche dies für eine weitere, möglicherweise landwirtschaftliche Nutzung des Heiligenbergs in der frühen Neuzeit.

— Autorin: Simone Arnhold

3D Animation der 2018/2019 freigelegten Mauerecke (errechnet von L. Peters)