Die Gründung des Stifts Mons Sancte Marie

1214 standen sich in der Schlacht bei Bouvines – südöstlich der französischen Stadt Lille – in der damaligen Grafschaft Flandern ein Heer des französischen Königs Philipps II. August und ein englisch-welfisches unter der Führung des Kaisers Otto IV. gegenüber. Die Schlacht endete mit einer Niederlage Kaiser Ottos, was zu seinem Machtverlust führte und seine Anhänger gegenüber den Welfen in Bedrängnis brachte.

Um den Zugriff auf eigene Güter zu verhindern, bestand die Möglichkeit, sie einer kirchlichen Verwendung anzuvertrauen, was zusätzlich noch das Gebetsgedenken bedeutete. Dies taten unter Kaiser Ottos Vasallen auch die Wernigeröder Grafen, denen der von ihrem Stammsitz im Harz weit entfernte Heiligenberg gehörte. Zudem drohte weitere Gefahr von Seiten des Erzbischofs von Bremen und den Grafen von Oldenburg, die Getreue des Staufers Friedrich II. waren.

Dieser trat 1212 als Gegenkönig an, nachdem die Exkommunikation Kaiser Ottos IV. bekannt wurde. Die Wernigeröder Grafen sahen somit ihr Land am besten in der Obhut eines kaisernahen Ordens geschützt, was mit dem Prämonstratenser-Orden gegeben war.

Eine solche Gründung bestätigen mehrere Urkunden wie die Dotation, d. h. die Ausstattung mit Besitzgütern und damit verbundenen Einkünften, sowie die Beglaubigungen durch Papst, Kaiser und den örtlichen Bischof. Aufgrund des verloren gegangenen Heiligenberger Archivs fehlen diese. Durch spätere Erwähnungen wird ihre ehemalige Existenz jedoch bestätigt; wie beispielsweise im Brief des Abts Gervasius von Prémontré, der Primarabtei, die dem Orden ihren Namen gab, an Papst Honorius III., worin die Urkunde des Grafen Konrad von Wernigerode zitiert wird.

— Autoren: Bernd Ulrich Hucker, Simone Arnhold

Siegel des Chorherrenstifts Heiligenberg.
Siegel des Chorherrenstifts Heiligenberg.