Der Niedergang des Prämonstratenserstifts

Das Prämonstratenserstift Heiligenberg büßt seine Selbständigkeit ein, da die Grafen es als ihr „Kloster“ betrachteten.

Als Graf Otto VII. von Hoya am 21. Dezember 1497 starb, verblieb seiner Witwe Anna, das Amt Alt-Bruchhausen, dessen Nießbrauch sie bis zu ihrem Tod (1535) innehatte. Gegen den Einfall einer damals berüchtigten Söldnerarmee, der „Schwarzen Garde“, war die Gräfin machtlos. 1499 verwüstete die „Garde“ das Stift, wobei Schäden an den Gebäuden nicht überliefert sind. In Nienburg findet zu Ostern 1527 mit Wissen und Willen des Grafen Jobst II. von Hoya die erste lutherische Predigt statt. Das reformatorische Gedankengut verbreitet sich in der Grafschaft – im Amt Alt-Bruchhausen wohl vor allem unter Mitwirkung der Grafenwitwe Anna.

Am 4. Mai 1530 verspricht Ludolf Klencke dem Abt, des Klosters Bestes stets fördern zu wollen. Wenige Wochen darauf protestiert Willeki Klencke gegen die Schätzung des Klosters durch Graf Jobst von Hoya und will insbesondere die Besteuerung der von seinen Vorfahren geschenkten Güter verhindert wissen. Dies lässt sich wohl zu Recht als Beginn des Auflösungsprozesses werten. Am 13. Juli 1530 bittet Ludolf Klencke den Abt, sich für ein Treffen mit dem Grafen mit der Fundationsurkunde sowie einer Liste der Klenckschen Schenkungen zu wappnen – aber die Bemühungen der Familie hinderten den Landesherrn nicht an der gänzlichen Aufhebung des über dreihundert Jahre alten Stifts. Die Inventarisierung von 1535 lässt schon die Absichten deutlicher erkennen. Jetzt residiert dort ein gräflicher Amtmann und zwei Chorherren waren lutherisch und Pastor bzw. Küster an der vormals stiftseigenen Pfarrkirche in Vilsen geworden. Jobst Buse ist dort von 1534 bis 1542 als Pfarrer nachweisbar.

— Autor: Bernd Ulrich Hucker

Ausschnitt des Bücherkatalogs von 1539 aufgenommen in Hoya nach der Säkularisierung.
Ausschnitt des Bücherkatalogs von 1539 aufgenommen in Hoya nach der Säkularisierung.