Telefon, Handy, Fernsehen, Video- oder DVD-Player, Computer und Videospielkonsolen sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Für viele Menschen ist der Gang vor die Haustür ohne Smartphone in der Hosentasche mittlerweile unvorstellbar. Die durchschnittliche Nutzungsdauer für ein Smartphone beträgt laut der Rohstoff-Expediton (2012) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ungefähr 2 Jahre, bevor ein neues Gerät gekauft wird. Ebenfalls 2 Jahre dauerte es im Durchschnitt in den 1960er Jahren bis der beantragte Telefonanschluss funktionsfähig war.

1967

Halbautomatische Rechenmaschine, Lochkartenstanzer und Vervielfältiger, mit einigem Stolz präsentierte die Kreisverwaltung im Juli 1967 ihre neuen Geräte. Die Zukunft gehörte der elektronischen Datenverarbeitung. Diese modernen Maschinen versprachen Kosten- und Arbeitsersparnis. Auf dem Foto bedient eine Mitarbeiterin die neue Rechenmaschine, welche „blitzschnell“ die Beitragssätze für die sechs Wasser- und Bodenverbände ausrechnete.

Kreiszeitung, Nr. 160, 13.07.1967, 107. Jg.

In Flächenländern wie Niedersachsen waren die älteren Leitungsnetze nicht für eine stetig wachsende Teilnehmerzahl ausgelegt. Die notwendige Infrastruktur wurde komplett neu aufgebaut. In kurzer Folge errichtete die Post neue Vermittlungsstellen in Eystrup 1970, in Brinkum und Syke 1971 oder 1980 in Barrien. War das Telefon nach langer Wartezeit endlich eingerichtet, galt es die nächste Hürde zu überwinden. Zu Stoßzeiten konnten die automatischen Vermittler nicht alle Anfragen gleichzeitig bearbeitet. Als Lösung empfahl die Post ihren Kundinnen und Kunden 1971 folgende Ratschläge: 1. Die „Rush Hour“ ähnlich wie im Straßenverkehr meiden. 2. Zwischen den einzelnen Wählversuchen „eine Zigarettenlänge“ Pause einlegen. 3. Möglichst zügig wählen, da „die Langsamwähler“ zur Überlastung der Netze beitragen. Der Wechsel von einem Ortsnetz in das andere war teuer. Stundenlange Gespräche wie bei den gegenwärtigen Mobilfunktarifen waren geradezu undenkbar und die Devise hieß: „Fasse Dich kurz!“

In den 1960er Jahren war ein Computer in jedem Haus oder gar in der Hosentasche noch eine fantastische Träumerei. Dennoch wurde bereits lebhaft darüber diskutiert wie es einmal werden könnte. Der Begriff Computer war sehr weit gefasst und bezeichnete quasi alle Geräte, die in irgendeiner Verbindung zu elektronischer Datenverarbeitung standen. Es galt als gesetzt, dass der Einsatz von Computern zum neuen Standard werden würde. Der Computerhype begann mit dem Verkaufsstart der neuartigen Heimcomputer. Diese füllten nicht mehr ein ganzes Wohnzimmer und waren für Privatleute erschwinglich. Geräte wie der der Apple 2 (ab 1977), der ZX 80 von Sinclair (ab 1980), die Atari ST-Reihe (ab 1985) und vor allem der Commodore 64 (ab 1982) eroberten gleichermaßen Büros und Kinderzimmer. Der WDR nahm diese Begeisterung auf und sendete ab dem 1. Mai 1981 (bis 2003) die Sendung „WDR Computerclub“ im Fernsehen. Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph stellten im Computerclub die Neuheiten vor und gaben Tipps für Selbstbauprojekte.

1971

Jeder Haushalt mit Telefonanschluss bekam eine Bestellkarte für ein Telefonbuch. Die Postbeamtinnen und Postbeamten gaben kostenlos ein Exemplar pro Bestellschein aus. Lag dieser nicht vor, kostete das Telefonbuch eine Gebühr. Die Syker Ausgabe von 1971/72 hatte bereits 976 Seiten und einen Branchenteil mit 380 Seiten. Anfang der 1970er Jahre war die Anfrage nach neuen Telefonanschlüssen so hoch, das es immer noch monatelange Wartezeiten gab.

Kreiszeitung, Nr. 211, 11.09.1971, 121. Jg

1984

Sich das große Kino nach Hause aufs Sofa zu holen, war seit der Erfindung des Video Home System (VHS) 1976 möglich. Aufgrund des hohen Kaufpreises für eine Videokassette war der Verleih auf Zeit ein lukratives Geschäftsmodell. Allein in Bassum gab es 1984 vier Videotheken. Die größte befand sich im Keller des Kaufhauses Jute und bot über 900 Filme an. Besonders beliebt waren Action- und Horrorfilme.

Kreiszeitung, Nr. 210, 09.08.1984, 124. Jg.

Anders als bei heutigen Computerprogrammen gab es bei den Geräten der 1980er Jahre noch keine graphischen Betriebssysteme. Die Nutzerinnen und Nutzer arbeiteten mittels Kommandocodes und Kommandozeilen, wofür Grundlagenwissen in Informatik notwendig war. Seit Anfang der 1980er Jahre entwickelte sich eine rege Unterrichtskultur. Die Volkshochschulen (VHS) und die Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) waren in jener Zeit aktiv in diesem Unterrichtsfeld. Die Kreissparkasse Syke (KSK) oder die Oldenburgische Landesbank (OLB) boten Computerkurse an ihren eigenen Schulungsgeräten für Jugendliche und Lehrpersonal an. In den Schulen diskutierte die Kollegien über den Einsatz von Computern im Unterricht. Im April 1983 forderte die Fachleitung für Mathematik und Physik der Realschule Syke die Schülerinnen und Schüler am Computer auszubilden. Die Anschaffungskosten der gewünschten 8 Mikrocomputer einschließlich Bildschirm und Datenrecorder beliefen sich auf rund 8.000 DM. Trotz der hohen Kosten genehmigte die Syker Stadtverwaltung als Schulträger den Kauf der Computer.

Die neuartigen Computer ermöglichten das Eintauchen in neue Spielewelten. Sie hätten die „Kinderzimmer in Syke erobert“, wie es 1984 in der Kreiszeitung hieß. Um die Sorgen ihrer Eltern zu zerstreuen, luden die Jugendlichen ins Syker Jugendhaus oder in die Kooperative Gesamtschule Stuhr Brinkum zu Themenwochenenden und Ausstellungen ein. Die Eltern durften sich an den Videospielkonsolen und Computern mit ihren Sprösslingen in Space Invader (1978), Pacman (1980), Frogger (1981), Q*bert (1982), Elite (1984) oder Super Mario Bros. (1987) messen.

1986

Der Computer eroberte in rasendem Tempo gleichermaßen Büros, Kinderzimmer und Unterrichtsräume. Bevor der Informatikunterricht in den Schulen beginnen konnte, drückten die Lehrerinnen und Lehrer erneut die Schulbank. In den Schulungsräumen der Kreissparkasse Syke erlernten im März 1986 40 Interessierte den Umgang mit dem Computer. Auf der Warteliste standen noch 2.000 weitere Namen und die Seminare waren auf lange Zeit ausgebucht.

Kreiszeitung, Nr. 57, 08.03.1986, 126. Jg.