Was ist Kultur? Für die Einen findet Kultur hauptsächlich auf Theaterbühnen und in Konzertsälen statt. Für die Anderen gehören dazu auch Tamagotchis, Heavy Metal und plattdeutsches Theater auf dem Saal der Dorfkneipe. Ein ähnlich weites Kulturverständnis hat auch die UNESCO. Seit 2003 beschreibt der Begriff immaterielles Kulturerbe alle kulturellen Ausdrucksformen, die durch menschliches Können und Wissen getragen werden. Die deutsche UNESCO-Kommission führt aktuell 131 lebendige Kulturformen und Bräuche in ihrem Verzeichnis. Neben Skat spielen stehen auf der Liste auch das Posaunenchorwesen, handwerkliches Bierbrauen, Kaspertheater oder das Schützenwesen in Deutschland.

1967

Beim Beat-Festival im Januar 1967 traten in Sudweyhe das erste Mal Tänzerinnen in Miniröcken auf. An der Minimode erhitzten sich in den 1960er Jahren die Gemüter. Für die einen war der kurze Rock ein Symbol neugewonnener weiblicher Bewegungsfreiheit. Für die anderen war er ein „öbszöner Fummel“. Die Wogen haben sich geglättet und der Mini ist heute ein ganz selbstverständlicher Teil der Alltagskleidung.

Kreiszeitung, Nr. 25, 30.01.1967, 107. Jg.

Der Großteil der Schützenvereine gründete sich im 19. Jahrhundert. Dabei stehen das gesellige Beisammensein im Verein und der sportlicher Wettkampf im Mittelpunkt. Gegenwärtig gibt es über 14.000 Schützenvereine in Deutschland, wovon 125 im Landkreis Diepholz beheimatet sind. Das Schützenvereinswesen bildet neben der freiwilligen Feuerwehr und den Sportvereinen das Grundgerüst der lokalen Vereinsstruktur. Diese Verflechtungen von regionaler Identität und generationenübergreifender Traditionsverbundenheit überzeugte 2015 auch die deutsche UNESCO-Kommission. Mit der Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes ist keine finanzielle Förderung verbunden. Es geht vielmehr um die Anerkennung der sozialen und kulturellen Bedeutung.

In den 1960er Jahren tobte der Beat durch die junge Bundesrepublik. Auch im Landkreis Grafschaft Hoya waren die Teens und Twens hingerissen von dieser neuen Musik. Bei vielen Erwachsenen führte der Beat eher zu einem entsetzten Kopfschütteln. Im Zusammenklang von Mode, Popkultur und Musik entwickelte sich eine neue Jugendkultur. Bremen hatte seit 1965 den international erfolgreichen Beat-Club mit Uschi Nerke und Gerd Augustin. Im Landkreis war seit August 1966 der Jivaro Club in Voßmeyers Gasthaus in Sudweyhe die erste Adresse für guten Beat. Lokale Bands konnten jeden Mittwoch bei einem Clubabend ihr Können zeigen. Gefiel ihr Programm sowohl dem Publikum als auch den Managern, durften sie bei den großen Veranstaltungen auf der Bühne stehen.

1975

Das Theater am Gymnasiums Syke bot 700 Besucherinnen und Besuchern Sitzplätze. Alle anderen mussten sich mit einem Stehplatz oder dem Fußboden begnügen. Dennoch war die Stimmung im Oktober 1975 ausgelassen. Rick Abao (Gitarre und Gesang), Jochen Wagner (Bass) und Ray Quoa (Congas) spielten bis weit nach Mitternacht ihre Zugabe vor einem hingerissenen Publikum.

Kreiszeitung, Nr. 250, 27.10.1975, 115. Jg.

1979

Ob wie hier beim Schützenfest im Juli 1978 des Syker Schützenvereins von 1853 e. V. oder in jeder anderen Ortschaft im Landkreis: Der Festumzug mit Spielmannszug, Fahnen, Kutsche des Schützenkönigspaares und einer Buddel Schluck in der Hand sind die sichtbarsten Zutaten eines gelungenen Schützenfestes und geselliger Höhepunkt des Jahres.

Kreiszeitung, Nr. 152, 05.07.1979, 119. Jg.

Die 1970er Jahre waren geprägt von einem ausgelassenen Mix verschiedener Musikstile. Neben Disco, Punk, Schlager und Rock waren Folk, Jazz und Blues überaus beliebt. Die Syker Songtage waren neben den Folkfestivals in Braunschweig, Osnabrück und Ludwigshafen eine der größten Musikveranstaltungen Norddeutschlands. Sie fanden von 1970 bis 1982 jeweils an einem Wochenende im Oktober statt. Die ehrenamtliche Organisation übernahmen Frank Reglin, Rainer Ehlers und Rüdiger Timke zusammen mit der Kreisvolkshochschule des Landkreises Diepholz. Nach vielen erfolgreichen Jahren mit bis zu 2.800 Besucherinnen und Besuchern pro Wochenende veränderte sich der Musikgeschmack. Da 1982 nur 900 Gäste kamen, wurde die Veranstaltung danach eingestellt.

In den ersten Nachkriegsjahren war Selbermachen oft verknüpft mit Mangelerfahrungen. Entweder gab es nichts zu kaufen oder es war nicht genügend Geld vorhanden. Seit Mitte der 1970er Jahre hieß es hingegen „Selbermachen, statt kaufen!“. Mehr Freizeit, weniger Arbeitszeit und ein größerer finanzieller Spielraum waren die Grundbedingungen für das neue Verständnis des Selbermachens als individuelle Alternative. Dekorationsartikel in Makrameetechnik, mit Bauernmalerei verzierte Gegenstände, Trockengestecke, handgetöpferte Gefäße oder Plastiken aus Salzteig füllten die heimischen Wohnungen und Stände der Hobbykunstmärkte. In Bassum, Twistringen, Weyhe oder Stuhr gründeten Gleichgesinnte seit Anfang der 1980er Jahre eigene Vereine. Diese widmeten sich der Organisation von Hobbykunstmärkten. Diese Märkte erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die Trends mögen sich verändern, aber die Begeisterung an der eigenen Kreativität ist immer noch die gleiche.

1982

Bereits seit 1982 stellen die Weyher Hobbykünstlerinnen und Hobbykünstler ihre Werke jährlich auf einem Hobbykunstmarkt aus. Besonders beliebt waren im November 1982 Arbeiten aus Peddigrohr, Salzteigskulpturen sowie Bilder in Öl und Aquarell. Die bisher letzte Ausstellung fand 2018 im Forum der Kooperativen Gesamtschule Kirchweyhe statt. Die Ausstellerinnen und Aussteller boten Schmuck aus altem Besteck und Unterlegscheiben, Intarsienarbeiten, selbstgemachte Seifen oder Wachsbilder an.

Kreiszeitung, Nr. 267, 16.11.1987, 127. Jg.