Die Krankenhäuser in Bassum, Diepholz, Sulingen und Twistringen gewährleisten die medizinische Grundversorgung im Landkreis. Der Klinikverbund Landkreis Diepholz gGmbH vereint die Häuser seit 2006 unter einem organisatorischen Dach. Dieser Verbund befindet sich seit 2016 in alleiniger Trägerschaft des Landkreises. Seit Oktober 2021 läuft ein Planungsverfahren für eine neue Zentralklinik in Twistringen-Borwede.

1966

Lang vorbei sind die Zeiten in denen hauptsächlich Männer Ärztekittel trugen und Frauen Schwesterntracht, wie hier im Bassumer Kreiskrankenhaus 1966. Unabhängig von Geschlecht und Position ist der Kasack heute das allgegenwärtige Outfit im Gesundheitswesen. Darüber hinaus entscheiden sich seit Jahrzehnten mehr Frauen als Männer für ein Medizinstudium. Laut der Studie Medical Women on Top des Deutscher Ärztinnenbund)es waren 2018 62% der Studierenden der Allgemeinmedizin weiblich.

Kreiszeitung, Nr. 300, 24.12.1966, 106. Jg.

1970 stellte die Bundesregierung in ihrem Gesundheitsbericht fest, dass viele Todesfälle von Unfallopfern vermeidbar wären. Viele Verletzte starben bereits am Unfallort oder auf dem Transport in die Klinik. Die genutzten Transportfahrzeuge waren mangelhaft ausgerüstet und es fehlte Personal im Rettungsdienst. Mit dem Beginn der Massenmotorisierung waren die Unfallzahlen rasant angestiegen, wodurch dieser Mangel besonders schwerwiegend war. Nach dieser erschütternden Bestandsaufnahme ging es darum die Krankenhäuser an die modernen Erfordernisse anzupassen. Das Bassumer Kreiskrankenhaus bekam Anfang der 1980er Jahre einen großen Neubau. Beim Tag der offenen Tür am 17.06.1981 waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Interesse der 2.500 Besucherinnen und Besucher völlig überrascht. Des weiteren gehörte zu diesen Maßnahmen der Aufbau eines einheitlichen Notfallrettungsdienstes und einer stabilen Rettungskette. Diese Kette setzt sich aus fünf Elementen zusammen: 1. Unfallstelle absichern, 2. Notruf absetzen, 3. Erste Hilfe durchführen, 4. Übernahme durch den Rettungsdienst, 5. Transport ins nächste Krankenhaus.

Bereits in den 1960er Jahren gab es vielfältige Maßnahmen, um die Überlebenschancen der Unfallopfer zu erhöhen. Das Verkehrsunfallkommando des Syker Polizeireviers besaß seit 1965 einen Arzt-Unfallhilfe-Koffer. Dieser Koffer enthielt eine Notfallausrüstung für eine herbeigerufene Ärztin oder einen Arzt. Das DRK unterhielt an den Bundesstraßen B51, B6 und B61 über 40 Unfallhilfe- und Meldestellen. Unermüdlich verteilten die DRK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Broschüren an die Bürgerinnen zu „Sofortmaßnahmen am Unfallort“ und gaben Erste-Hilfe-Kurse. Diese sind seit 1969 verpflichtend zum Führerscheinerwerb. Zusätzlich gilt seit 1973 bundesweit die einheitliche Notrufnummer 112. Seit 1991 wird sie sogar europaweit eingesetzt. Die zentrale Feuerwehreinsatz- und Rettungsleitstelle für den Landkreis befindet sich in Diepholz.

1979

„Mobile Mini-Klinik gestern ihrer Bestimmung übergeben“ hieß es am 10. Januar 1979 in der Kreiszeitung. Der Sparkassendirektor Werner Peter (rechts) übergab die Schlüssel an den Ehrenvorsitzenden des DRK Dr. Siebert-Meyer. Die moderne Ausstattung ermöglichte die Durchführung von Notfallmaßnahmen direkt im Rettungswagen. Dadurch erhöhte sich Überlebenschance der Verletzten deutlich.

Kreiszeitung, Nr. 8, 10.01.1979, 119. Jg.

1980

Die Einladung zur Tuberkulosereihenuntersuchung erging in Niedersachsen alle 2 Jahre an alle Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahre. Da sie seit 1947 gesetzlich vorgeschrieben war, galt ein Fernbleiben als Ordnungswidrigkeit. Im Januar 1981 machte das Durchleuchtungsmobil zum letzten Mal Station in Heiligenfelde. Die Tbc-Fälle waren so selten geworden, dass das Gesundheitsamt die Pflichtuntersuchungen einstellte.

Kreiszeitung, Nr. 24, 29.01.1980, 120. Jg.

Für die bestmögliche Versorgung der Unfallopfer wurden neue Rettungswagen angeschafft und ein Notarztsystem mit eigenen Fahrzeugen eingerichtet. Gegenwärtig befinden sich die Rettungswachen des DRK verteilt über den Landkreis in Weyhe-Leeste, Syke, Bassum, Sulingen, Diepholz sowie in der Samtgemeinde Altes Amt Lemförde. Vier weitere Rettungswachen in Bruchhausen-Vilsen, Drentwede, Stuhr-Brinkum und Ströhen werden von der Rettungsdienst Landkreis Diepholz gGmbH betrieben. Seit 1973 ist der ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 6“ am Klinikum Links der Weser stationiert. Vom Bremer Flughafen aus fliegt der Hubschrauber „Christoph Weser“ der DFR Luftrettung seit 1984 seine Einsätze. In einem Umkreis von 70km rund um Bremen werden die Rettungshubschrauber eingesetzt. Das Bassumer Krankenhauses besitzt seit 1981 einen eigenen Landeplatz.

Die Anforderungen an das Gesundheitssystem verändern sich immer wieder durch neue Krankheitsbilder. Durch eine konsequente Gesundheitspolitik ist die hochinfektiöse Tuberkulose in Europa selten geworden. Dennoch gehört sie weltweit neben Malaria oder AIDS/ HIV zu einer der häufigsten Infektionskrankheiten. 1982 war die zunächst mysteriöse Erkrankung AIDS/ HIV in der Bundesrepublik angekommen. Die öffentliche Debatte über mögliche Übertragungswege war gesättigt von hochemotionalen Beiträgen. Mehr Fakten und weniger Emotionen war 1987 deswegen das Motto des Gesundheitsministeriums unter Rita Süssmuth. Die damals ins Leben gerufenen Aufklärungskampagne „Gib Aids keine Chance“ läuft bis heute und heißt seit 2016 „Liebesleben“.

1988

Für zunächst vier Jahre stellte der Landkreis zwei Aidsberater:innen ein. Im Januar 1988 nahmen die Psycholog:innen Ruth Frühwald und Andreas Krämer ihre Arbeit auf. Sie setzten sich für den Abbau von Vorurteilen gegenüber Erkrankten ein und besetzten das Aids-Beratungstelefon. Außerdem waren sie aktiv in der Aufklärungsarbeit bei öffentlichen Veranstaltungen und im Schulunterricht.

Kreizeitung, Nr. 25, 30.01.1988, 128. Jg.