Die Angebotsvielfalt innerhalb und außerhalb der Sportvereine im Landkreis war und ist enorm facettenreich. Es gibt für jeden Buchstaben im Alphabet eine Sportart. Die Auswahl reicht von A wie Aerobic bis zu Z wie Zumba. Tennis war seit Jahrzehnten Teil der lokalen Sportkultur bevor in den 1970er Jahren ein Tennisboom einsetzte. 1973 weihte der Turnverein Bruchhausen-Vilsen seine Tennisanlage am Kurpark ein. 1976 gründete der TSV Blau-Weiß Melchiorshausen eine neue Tennissparte und in Barrien eröffnete der Tennisclub im selben Jahr ein Tenniszentrum. Spätestens seit den 1980er Jahren kannte die Euphorie durch die Ausnahmetalenten Steffi Graf und Boris Becker kein Halten mehr. Viele Kinder und Eltern träumten von einer Karriere als Sportstar, so dass die Jugendsparten regen Zulauf hatten.

1967

Der Nervenkitzel des Schwarmer Rennens zog in den 1950er und 1960er Jahren bis zu 15.000 Besucherinnen und Besucher in seinen Bann. Aufregende Bilder einzufangen, war nicht ungefährlich, wie Helmut Niedfeldt im Interview 2020 berichtete. „Wir hatten noch nicht so lange Teleobjektive, also musstest Du ran an die Bahn, möglichst nah. Das war sehr sehr gefährlich. Ich habe mir manches Mal gedacht: „Mensch, verdammt nochmal, die haben dir fast die Füße abgefahren.“ Aber die Fahrer trifft keine Schuld. Ich bin da so nah ran gegangen, denn ich musste ja an das schöne Bild kommen.“

Kreiszeitung, Nr. 185, 11.08.1967, 107. Jg.

Volleyball, Voltigieren, Aerobic oder Jazzdance eroberten die Sportplätze und verdankten ihre Popularität Filmen wie „Flashdance“ oder sportlichen Großveranstaltungen. Bei den Olympischen Spielen 1972 führten die fünf besten deutschen Voltigiergruppen ihr Können vor. In den nachfolgenden Monaten meldeten sich mehr Interessierte bei den hiesigen Reitvereinen. Der Reitverein Okel bot Voltigieren seit vielen Jahren als Vorstufe zur reiterlichen Ausbildung an. Die Trainingsleiterinnen und Trainingsleiter waren von der plötzlichen Nachfrage überrascht. Seit 1972 entwickelte sich Voltigieren zu einer Reitsportdisziplin mit nationalen und internationalen Wettkämpfen auf Profiniveau.

Die Olympiade 1972 weckte trotz des Terroranschlags eine große Sportbegeisterung, was der Initiative des Deutschen Sportbundes zu Gute kam. „Trimm Dich durch Sport“ hieß 1970 die erste von fünf großen Kampagnen (1970 – 1986). Dieses Motto war eine Kampfansage gegen die „Wohlstandswampe“ der Wirtschaftswunderjahre. Das Ziel war die Bürgerinnen und Bürger für sportliche Betätigung als Freizeitvergnügen zu begeistern. Gemeinsam radeln, laufen oder wandern ohne Leistungsdruck, war das Herzstück dieser Initiative. Höhepunkte waren die großen Sportevents, die bis in die 1980er Jahre in jedem Ort stattfanden. In Bassum nahmen 1972 1.600 Laufbegeisterte an einem Volkslauf durch den Dicken Braken teil. Beim Syker Volkslauf gingen 1981 700 Aktive bei einem für alle Altersgruppen offenen Wettbewerb an den Start. Bei den „Trimmspielen“ im Bereich Leichtathletik und Gymnastik kamen hunderte Trimmbegeisterte zusammen. So starteten 1972 in der Bassumer Sportanlage 1.000 Aktive und 1975 in Stuhr 350 Sportlerinnen und Sportler. Alle Teilnehmenden bekamen eine Medaille und Trimm-dich-Taler für ihren Einsatz. In vielen Gemeinden wurden Trimm-Dich-Pfade mit gymnastischen Übungsstationen errichtet, so 1972 im Syker Friedeholz oder 1980 im Barrier Holz. Viele dieser Strecken sind nicht mehr in Betrieb. In Bruchhausen-Vilsen heißt der 3 km lange Pfad mittlerweile „Mehr-Generationen-Spielplatz“.

1970

Beim Bezirks-Turn- und Sportfest 1970 in Bassum traten erstmals reine Damenmannschaften der Sportkeglerinnen gegeneinander an. Wichtig war den Damen der sportliche Wettkampf und die Imagepflege. Die Sportkeglerinnen und Sportkegler trafen sich auf den Kegelbahnen in den Gaststätten zum Training und nicht für feuchtfröhliche Zusammenkünfte.

Kreiszeitung, Nr. 194, 22.08.1970, 110. Jg.

1980

Turnschuhe an und raus ins Grüne! Die Angebote der Trimm-dich-Bewegung waren einfach in den Alltag integrierbar und die Sportlerinnen und Sportler brauchten keine teure Ausrüstung. Der TSV Barrien baute zusammen mit dem Deutschen Sportbund 1980 im Barrier Holz eine „Cross-Strecke“. An Fitnessstationen auf dem 1,2km langen Rundkurs konnten die Läuferinnen und Läufer gymnastische Übungen machen.

Kreiszeitung, Nr. 97, 25.04.1980, 120. Jg.

Kegeln war in den 1960er und 1970er Jahre überaus beliebt und ein Garant für geselliges Beisammensein. Die Keglerinnen und Kegler waren kreativ bei der Namensgebung für ihre Mannschaften. Bei den Syker Stadtmeisterschaften traten 1973 Mannschaften an mit Namen wie „Kleinholz“, „Flotte Sieben“, „Mischholz“, „Neuntöter“, „Flotter Unfall“ oder „Holzfäller“. Die Kegelbahnen befinden sich überwiegend in Gasthäusern, so dass diese Freizeitbeschäftigung sowohl Kneipenvergnügen als auch sportlicher Wettkampf ist. Zwar erfährt das Kegeln als Partyevent gegenwärtig eine Renaissance, trotzdem plagen viele Kegelvereine Zukunfts- und Nachwuchssorgen. Viele Gasthäuser bieten noch bespielbare Bahnen an, so in Syke-Gessel das Gasthaus Spreekenhof, in Bassum-Neubruchhausen das Gasthaus Zur Post oder in Stuhr das Lokal Schmückers.

Seit der Gründung des Motorsportclubs Schwarme e. V. am 22.03.1950 gibt es jährlich das internationale Schwarmer Grasbahnrennen. Die Bahn ist Teil der Liste für die Deutschen Meisterschaften im Bahnsport. Die Teams der internationalen Motorradrennenszene machen jährlich im August hier Station. Bis Anfang der 1970er Jahre wurden auf der Grasbahn noch Pferderennen des örtlichen Reit- und Rennvereins Schwarme 1897 e. V. ausgetragen.

1983

Jane Fondas Aerobic Videos flimmerten über Millionen Fernsehbildschirme und im ZDF lief regelmäßig „Enorm in Form“. Gymnastik mit poppiger Musik und dem passenden Outfit mit Stirnband, Leggins und Beinstulpen war der absolute Renner. An den Trainingsabenden des TSV Blau-Weiß Melchiorshausen strömten 1983 bis zu 80 Aerobicbegeisterte in die Sporthalle.

Kreiszeitung, Nr. 53, 04.03.1983, 123. Jg.