Insgesamt 66 öffentliche Schulen befinden sich in der Trägerschaft des Landkreises, der Städte, Gemeinden und Samtgemeinden. Acht weitere Schulen sind in freier Trägerschaft. Hinzu kommen noch Kindertagesstätten und Kindergärten. Die Schülerinnen und Schüler können im Landkreis alle Abschlüsse der Regelschulen erwerben. Das Abitur kann an mehreren gymnasialen Standorten abgelegt werden in Syke, Twistringen, Sulingen, Bassum, Diepholz und Bruchhausen-Vilsen. Die Comenius Schule in Freistatt und die Fresenius Schule in Weyhe widmen sich der Werkerausbildung und der Pflege. Am Berufsbildungszentrum Dr. Jürgen Ulderup in Diepholz und den Berufsbildenden Schule in Syke deckt das Ausbildungsangebot vielfältige Interessen ab. Die kreiseigene Volkshochschule (VHS) und die Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) bieten verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich der Erwachsenenbildung.

1977

Auf dem neugebauten Busbahnhof am Syker Schulzentrum warteten die Schülerinnen und Schüler im September 1977 auf den Bus. Die Zentralisierung des Schulwesens führte zu längeren Schulwegen. Viele Schülerinnen und Schüler aus den umliegenden Dörfern waren auf den Schulbus angewiesen. Um die Schulkinder fit für die Anforderungen der modernen Mobilität zu machen, war Verkehrserziehung nun ein grundlegender Unterrichtsgegenstand.

Kreiszeitung, Nr. 221, 23.09.1977, 117. Jg.

Die Fragen nach der richtigen Bildung und dem passenden Schulsystem bewegen die Gemüter nicht erst seit dem Pisa-Schock von 2000. Anfang der 1960er Jahre hatte die Bundesrepublik in einer weltweiten OECD-Vergleichsstudie zur Qualität der Schulbildung schlecht abgeschnitten. Der Pädagoge Georg Picht warnte daraufhin 1964 vor einer deutschen Bildungskatastrophe. Der Soziologe und FDP-Politiker Ralf Dahrendorf sah die Grundfesten der demokratischen Verfassung im Wanken. Er vertrat die These, dass jeder Mensch ein Recht auf Bildung hat.

Angeregt durch diese Debatten bemühte sich die sozial-liberale Regierungskoalition unter Willy Brand um eine Neugestaltung des Bildungswesens. Bereits seit den 1950er Jahren wurde versucht die Unterrichtsqualität zu verbessern. Dafür schlossen die Kommunen die kleinen Dorfschulen und errichteten stattdessen Mittelpunktschulen. Ende der 1960er Jahre verfügten alle größeren Orte im Landkreis wie Bassum, Harpstedt, Brinkum oder Kirchweyhe über eine Volks- oder Mittelpunktschule. Seit den 1970er Jahren kamen neue pädagogische Konzepte und modernere Unterrichtsmaterialien hinzu. Die Chemie- und Physikräume wurden neu ausgestattet, Sprach- und Fotolabore eingerichtet und Overheadprojektoren, Fernseher mit VHS sowie Computer angeschafft.

1971

Die Bildungsreformdebatten seit den 1960er Jahren führte zu einer Neubewertung der frühkindlichen Förderung. Ähnlich wie in Neubruchhausen gründeten sich vielerorts Elterninitiativen. Diese setzten sich für die Einrichtung eines Kinderspielkreies ein. Seit Oktober 1971 besuchten in den umgebauten Kellerräumen der Neubruchhauser Volksschule 17 Kinder den Kindergarten.

Kreiszeitung, Nr. 245, 21.10.1971, 111. Jg.

1981

Wenn es mit dem Jugendhaus nicht klappt, tuts notgedrungen auch das Rathaus. Verkündete das Plakat des Protestzeltlagers der Leester Jugendhausinitiative auf dem Henry-Wetjen-Platz im Juni 1981. Bereits seit Anfang der 1970er Jahre rollte eine wahre Jugendzentrumsbewegung durch die ganze Republik, die auch vor dem Landkreis nicht halt machte.

Kreiszeitung, Nr. 143, 24.06.1981, 121. Jg.

Aufgrund der wirtschaftlichen Turbulenzen des Ölpreisschocks in den 1970er Jahren waren die Fördermaßnahmen von Bund und Ländern eher zurückhaltend. Besonders eng für die kommunalen Haushalte wurde es, wenn unvorhergesehene Ereignisse größere Bauprojekte erzwangen. In Syke schloss 1978 die Realschule neben der Christuskirche (heutiger Standort des Rathauses) wegen Einsturzgefahr. Für mehrere Jahren fand der Unterricht in Mobilbauten auf dem Schulhof statt. Nach langem Ringen über die Kostenübernahme eröffnete die neue Syker Realschule 1983 an de La-Chartre-Straße neben dem Gymnasium.

In vielen Teilen des Landkreises drängten Jugendinitiativen seit Anfang der 1970er Jahre auf die Einrichtung eines Jugendhaus. Die Jugendlichen stritten sich mit den Kommunalverwaltungen oftmals lange über die Einrichtung eines Jugendhausrates. Denn sie wollten als gleichberechtigte Partnerinnen und Partner mitentscheiden. Seit Mitte der 1970er Jahre eröffneten beispielsweise in Bassum, Brinkum oder Moordeich die ersten Jugendfreizeitheime. In anderen Orten wie Syke, Weyhe-Leeste oder Bruchhausen-Vilsen dauerte die Umsetzung etwas länger. Die Jugendlichen erinnerten die politischen Vertreterinnen und Vertreter regelmäßig an ihre Forderungen mit Unterschriftensammlungen, Schweigemärschen, Kundgebungen, Hausbesetzungen, Protestcamps und Sprechchören bei öffentlichen Stadtratssitzungen. Die jahrelange Beharrlichkeit zahlte sich aus. Im November 1982 wurde das Jugendhaus für Weyhe-Leeste und im Januar 1983 das Syker Jugendhaus auf dem Lindhof eröffnet.

1987

Anfang November 1987 verkündeten 800 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums ihre Ablehnung der Oberstufenreform auf einem Protestmarsch durch die Syker Innenstadt. Die Kritik richtete sich gegen die Oberstufenzeitverkürzung und neue Wahlpflichtauflagen. Die monatelangen Proteste der Schülerinnen und Schüler in ganz Niedersachsen waren erfolgreich. Das niedersächsische Bildungsministerium überarbeitete den Reformentwurf.

Kreiszeitung, Nr. 260, 07.11.1987, 127. Jg.