Mehr als 13 Millionen Menschen wurden im Verlauf des Zweiten Weltkriegs von Deutschen in Europa getötet, darunter alleine rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden, über drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene sowie hunderttausende Sinti und Roma, körperlich oder geistig Behinderte und Zwangsarbeitende. Auch im heutigen Landkreis Diepholz wurden Menschen verfolgt, entrechtet, ausgegrenzt. Verraten von einstigen Freunden, im Stich gelassen von der Nachbarschaft, denunziert von Kolleginnen und Kollegen waren sie dem Wegsehen ihrer Mitmenschen und der Grausamkeit eines entscheidenden Teils der Mehrheitsgesellschaft oft hilflos ausgeliefert.

Kinder wie Erwachsene wurden in den Jahren 1933 bis 1945 zum Opfer der faschistischen Diktatur des Deutschen Reichs. Nicht nur aus rassistischen, auch aus politischen, religiösen und wirtschaftlichen Gründen wurden Menschen getötet oder in Lebensverhältnisse gezwungen, die ein Überleben unmöglich machten. Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar stellt das Kreismuseum Syke eine Woche lang sieben Lebensgeschichten von Menschen mit Bezug zum heutigen Landkreis Diepholz vor, die aus unterschiedlichen Gründen und in verschiedenem Ausmaß zu Leidtragenden der nationalsozialistischen Herrschaft wurden. Der Blick auf Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Menschen mit Behinderung, Zwangsarbeitende und Kriegsgefangene soll auf die Heterogenität der Opfergruppen aufmerksam machen, derer es weitere gibt, die hier keine Erwähnung finden.

„Die Erinnerung ist wie das Wasser: Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen. Sie ist immer konkret: Sie hat Gesichter vor Augen, und Orte, Gerüche und Geräusche. Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluß für bearbeitet oder für beendet zu erklären.“ – Noach Flug, Auschwitz-Überlebender, bei seiner Rede zum Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ am 23. Juni 2010.

Jüdinnen und Juden 1941 in Minsk. Im dortigen Ghetto wurden zahlreiche jüdische Bewohner aus Syke und Umgebung ermordet (Quelle: Bundesarchiv, N 1576 Bild-006 / Herrmann, Ernst / CC-BY-SA 3.0).

Der Dank des Kreismuseums Syke gilt insbesondere Hermann Greve, Stadtarchivar von Syke, der die Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen im heutigen Landkreis Diepholz seit vielen Jahrzehnten aufarbeitet und dessen Forschungsergebnisse insbesondere Grundlage der Seiten zu Anna Timmermann, Aniela Kukula, Lisbeth Löwenstein und Siegfried Löwenstein waren. Den Lebensweg von Maria Franz haben Gerda Engelbracht und Hans Hesse für ihre Publikationen recherchiert. Quellen und Bildmaterial zu Josef Kedziora wurden freundlicherweise vom Archiv der Zeugen Jehovas zur Verfügung gestellt.