Der Archäologe

Kurt Pfaffenbergs Begeisterung für die Archäologie beruht auf seiner Arbeit als Moorforscher. Mittels der Pollenanalyse und der zeitlichen Bestimmung des Moorwachstums leistete er einen wichtigen Beitrag zur Datierung ur- und frühgeschichtlicher Funde.

Daher wurde er zur Begutachtung archäologischer Ausgrabungen sowie außergewöhnlicher, aus dem Moor stammender Funde hinzugezogen. Dazu zählen Bohlenwege, Moorleichen, Grabhügel, eine Ringwallanlage und die Ausgrabungen des steinzeitlichen Dorfes am Dümmer.

In sieben wissenschaftlichen Publikationen sowie in zahlreichen Zeitungsartikeln illustrierte er die vielfältigen prähistorischen Funde seiner Heimat.

Pfaffenberg setzte sich engagiert für die Erhaltung zahlreicher Bodendenkmäler ein, denen durch landwirtschaftliche Arbeiten die Zerstörung drohte.

Fundstück Pfaffenbergs: Gefäß
Fundstück Pfaffenbergs

Pfaffenberg in Aktion bei Ausgrabungen

Ausgrabung an der Hunte. Pfaffenberg (Zweiter von rechts) stützt sich auf einen Bodensäulenzylinder, der zur Entnahme einer Bodenprobe verwendet wird.
Ausgrabung an der Hunte. Pfaffenberg (Zweiter von rechts) stützt sich auf einen Bodensäulenzylinder, der zur Entnahme einer Bodenprobe verwendet wird.
Pfaffenberg (rechts) vor einem Profil knieend. Ein Mitarbeiter notiert seine Angaben.
Pfaffenberg (rechts) vor einem Profil knieend. Ein Mitarbeiter notiert seine Angaben.
Pfaffenberg bei der Entnahme einer Bohrprobe.
Pfaffenberg bei der Entnahme einer Bohrprobe.

Die Ausgrabungen Pfaffenbergs

„Hügelgrab mit Birken bei Küfe” (1927).
„Ausgrabung der Hügelgräber bei Wesenstedt. Bronzezeit 1600-1400 v. Chr.” (1927). Die Aufnahme zeigt die Arbeiter bei den Grabhügeln (links) sowie Pferd und Wagen, die zum Abtransport des Aushubes eingesetzt wurden (rechts).
Detailaufnahme des bei Pfaffenberg als „Ledergürtel mit Bronzegestänge” bezeichneten Fundes.
Blick auf die fortgeschrittenen Ausgrabungen bis zum untersten Planum und den „gewachsenen” Boden. Auf der rechten Seite zwei Findlinge. Im Vordergrund zwei Keramikgefäße „in situ”.
„Steinmauer als Stütze und Grenze des Grabhügels” (1928). Im Hintergrund links die bei der Ausgrabung eingesetzte Kamera und ein Mitarbeiter. Im Vordergrund die Steinmauer, die als Stütze des Grabhügels diente.
„Bronzebeil mit goldenen Ringen” (1928). Aufnahme des Bronzeabsatzbeiles mit Lage der Spiralringe aus Grabhügel D.
„Steinausgrabung, Rathlosen” (1932). Der Direktor des Römisch Germanischen Zentralmuseums in Mainz, Prof. Ernst Sprockhoff , hat 1931 in Rathlosen drei Grabhügel ausgegraben. Bei einem der Hügel, der noch mit einem Durchmesser von 11 Metern und einer Höhe von 0,4 Metern erhalten war, fanden sich im Nordwesten zwei 2 Meter lange, parallele Steinsetzungen, die einen inneren Raum von 0,4 Metern eingrenzten. In diesem konnte zusätzlich ein Leichenbrandnest (Durchmesser 0,2 m) geborgen werden.
„Rathlosen, Steinsetzung. Übergang von (Körper-)Bestattung zur Verbrennung” (1932). Die von Sprockhoff beschriebene parallele Steinsetzung.
„Hügelgrab Wesenstedt” (1927). Das Erdreich von Grabhügel A wurde bis auf den gewachsenen Boden abgetragen, einzig die stehen gelassenen Findlinge sind zu erkennen und bilden eine bizarre Erscheinung in der Landschaft.
Hufeisenförmige Steinsetzung. Der Ausgräber vermutete im Innenbreich eine Bestattung in Hockerform.
„Vorwohlde. Nienburger Topf” (1936). Gut erhaltene rötlichbraune, fragmentierte Urne vom Nienburger Typ. Über dem Knick fünf stehende ineinandergesetzte Dreiecke, danach über zwei Linien ein Fries mit Tupfen. Der Rand des Gefäßes wurde leider schon abgepflügt.
Ein Harpstedter Rauhtopf in situ. Zu erkennen die aufgerauhte Wandung des grob gemagerten Gefäßes. Links unten wurde ein Taschenmesser als Maßstab verwendet. Am oberen linken Gefäßrand steckt im Profil eine Scherbe, die zur ehemaligen Abdeckung des Gefäßes gehörte.
„Bohlenweg III liegt im Grenzhorizont. Letzterer ist als dunkler Streifen am Grunde der senkrechten Torfwand im Hintergrunde zu erkennen. … so ist als ein etwas jüngeres Alter für diese Anlage anzunehmen, nämlich um 1000 v. Chr. Der Bohlenweg III fällt daher in die jüngere Bronzezeit.”
„Bohlenweg XIII. Der viereckige Pfahl ist vor 40 Jahren von Prejawa zur Wiederauffindung des Bohlenweges eingeschlagen worden. Länge des Meterstabes 1 m. Danach ist Bohlenweg XIII mit Bohlenweg III gleichaltrig. Seine Erbauung fällt also auch um 1000 v. Chr.”
„Bohlenweg IV. Unterhalb des Meterstabes sind die quer angeschnittenen Bohlen sichtbar. Danach ist dieser Bohlenweg rund um 300 n. Chr. erbaut.”
„Bohlenweg VI. Die Erbauung dieses Bohlenweges fiele dann in die Zeit 106 – 171 n. Chr., in abgerundeten Zahlen ausgedrückt in die Zeit 100 bis 200 n. Chr.” Zu erkennen sind die aus dem Torfhorizont herausragenden Holzbohlen. Der am rechten Bildrand zu sehende Zollstock reicht bis zum Laufhorizont.
Grabungsfoto der Toranlage. Bei den dunklen Verfärbungen handelt es sich um die ehemalige Toranlage. Im hinteren Bereich die runden Verfärbungen (Überreste) der ehemals mächtigen Pfosten.
Rechte Seite der Toranlage mit Blick auf das Ausgrabungsgelände.
Ein Mahlstein, mit Bodenstein und Läufer. Der Unterlieger besteht aus konglomeratischem Karbon-Sandstein. Dieser stammt aus dem Osnabrücker Land und musste über eine Strecke von mehr als 30 Kilometern transportiert werden. Der Läuferstein besteht aus grauem Granit.
„Weiblicher Schädel” (1938). Von den insgesamt 33 menschlichen Knochen, die bei den Ausgrabungen am Dümmer (Hunte 1) geborgen wurden, sind nur bei diesem Schädel sowohl Ober- als auch Unterkiefer erhalten. Es handelt sich um ein 15 – 18 Jahre altes weibliches Individuum. An den Zähnen sind Zahnsteinauflagerungen zu erkennen.
Kurt Pfaffenberg bezeichnet die Geräte als Hirschgeweih und Hirschhornaxt. Eine Terminologie, die er von Hans Reinerth übernommen hat. Geweihgeräte werden aus den kräftigen Basalteilen (Rosenteilen) der schädelechten oder abgeworfenen Geweihstangen hergestellt.
„Topfscherben mit Tiefstich” (1938). Eine Auswahl von mit Tiefstich verzierten Scherben, die bei den Ausgrabungen am Dümmer (Hunte 1) gefunden wurden. Typisches Merkmal sind die üppigen und vielseitigen Verzierungselemente. Die Keramik gehört zur westfälisch-emsländischen bzw. oldenburgischen Kulturprovinz der sog. Trichterbecherkultur.
Blick über das Ausgrabungsgelände. Zum schnelleren Abtransport des Aushubes wurde eine Kipp-Feldlorenbahn eingesetzt.
Bei den Ausgrabungen wurden mehrere Gebäude freigelegt, die von Hans Reinerth als Häuser bezeichnet werden. Bei Kurt Pfaffenbergs Fotos ist dies als „Fußbodenbelag mit Brunnen” beschrieben. Vergleiche für die unterschiedlichen durch Reinerth ausgegrabenen Haustypen gibt es in der Trichterbecherkultur sowie in der schnurkeramischen bzw. Einzelgrabkultur. Erle, Esche, Birke und Hasel fanden am Dümmer als Bauholz Verwendung. Neue dendrochronologische Datierungen an Hölzern von Haus 22 (nach Reinerth) liegen zwischen 2801 v. Chr. und 2748 v. Chr. (Kossian 2007, 110-111).
„Der Senkkasten wird zusammengesetzt” (1939). Schmiedemeister Markus aus Dümmerlohausen stellte aus drei Millimeter dicken Stahlplatten einen zerlegbaren Kasten her (2 m hoch, 4 m lang, 4 m breit).
Tischlermeister Fröhle baute zwei Pontons, die den 1,6 Tonnen schweren Senkkasten zu der 600 Meter weiter entfernten Fundstelle transportieren sollten.
Vorbereitende Arbeiten zum Abtransport des Senkkastens.
Der Senkkasten wurde im Oktober 1939 in den See eingesetzt (Foto: H. Reichling). Der Kasten wurde laut Pfaffenberg nur einmal abgesenkt – „die Kastenwände konnten wegen des dichten Bewuchses nicht tief genug in den Seeboden einschneiden, um ein restloses Abpumpen des Wassers zu ermöglichen”.